Am 10.Oktober 2015 jährte sich die Ankunft des ersten Spätheimkehrerzuges der Kriegsgefangenen aus Russland zum 60.ten mal. Zum Gedenken an all die Schicksale haben wir diesen Tag für die Eröffnung der Dauerausstellung gewählt. Es waren zwei Tage voller Emotionen und Geschichten, welche wir zu einem sehr großen Teil von Zeitzeugen erfahren durften.


In der Zeit vom 10. Oktober 1955 bis 16. Januar 1956 betraten ca. 7796 Spätheimkehrer aus Sowjetischer Kriegsgefangenschaft nach Jahren der Entbehrung erstmals wieder heimatlichen Boden. In dieser Zeit kamen zehntausende hoffnungsvolle Angehörige an diesen Ort des Schicksals. Viele durften ihre Angehörigen in die Arme schließen und mit nach Hause nehmen. Doch für viele gab es nach dem letzten Zug am 16. Januar 1956 die traurige Gewissheit das es keine Heimkehrenden mehr geben wird. Auch diesen traurigen Schicksalen widmen wir unsere Ausstellung.


Wir durften zu unserer Eröffnung die folgenden Gäste begrüßen, welche die Veranstaltung mit einem Beitrag und Erinnerungen bereicherten: Alexis Prinz v. Hessen, Günter Walther (Sohn des Lokführers des ersten Spätheimkehrerzuges), Thomas Beck (Polizeidirektion Werra-Meißner-Kreis), Burkhard Schell (Bürgermeister von Herleshausen), Helga Gogler (DRK Ortsgruppenleiterin Herleshausen), Karl-Heinz Sennen (VdK Ortsverband Altefeld) und den Kreisbeigeordneten Lothar Hellwig.


Der Sonntag wurde durch einen Gottesdienst im Bahnhof Herleshausen begonnen. Dieser wurde von dem Prädikant Wolf-Arthur Kalden gehalten, dessen Vater ein Russischer Kriegsgefangener in Sibirien war und am 14. Dezember 1947 in Bad Hersfeld „landete“. Die komplette Predigt steht Ihnen hier als PDF zum Download bereit.

 

- Predigt vom 11.Oktober 2015 -


Im Anschluss berichteten die beiden Spätheimkehrer Werner Minkenberg und Adolf Kemper über ihre Erinnerungen an die Zeit in Gefangenschaft und das Ankommen in Herleshausen. „Den Tag, an dem ich in Herleshausen ankam, feiere ich als meinen zweiten Geburtstag“, berichtet Werner Minkenberg. „Es ist eine wichtige Aufgabe, auch wenn es unaussprechlich ist, das Erlebte weiterzugeben“, so Werner Minkenberg.


Auch durften wir an den Erinnerungen von Frau Sybil Knickenberg teilhaben. Die damals Elfjährige gehört zu den vielzähligen wartenden Kindern, die endlich ihren Vater das erste Mal in die Arme schließen konnten. Mit ihrer Mutter war sie extra aus Münster angereist, um ihn in Empfang zu nehmen. „Ich kannte ihn nur von Fotos, aber ich habe ihn sofort erkannt, als ich ihn im Zugabteil sitzen sah.“ Seit 1942 war Dr. Ludwig Krabbe in russischer Kriegsgefangenschaft, bis 1948 wusste seine Frau Maria nicht, ob er noch am Leben war.


Einen lebendigen Eindruck von der logistischen Meisterleistung erhielten die Besucher die damalige Rotkreuzleiterin Ingeborg Riebe, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, welche mit ihrer Mannschaft für die Verpflegung der Ankommenden und Angehörigen zuständig war.


Seit der Eröffnung haben uns viele Schreiben von Angehörigen erreicht, in denen uns Originalexponate zur Ausstellung angeboten werden. Durch diese großzügigen Gesten wächst und lebt unsere Ausstellung mit all ihren Erinnerungen und Schicksalen stetig weiter und auch ein 2.ter oder 3.ter Besuch lohnt sich!


Wir bedanken uns bei den zahlreichen Helfern für das Gelingen dieser Veranstaltung.

Schild Herleshausen
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